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KURZVITA

Jahrgang 1946. Studium an der ETH Zürich. Promotion in mathematischer Psychologie. Bis zur Pensionierung Wissen­schaft­licher Mitarbeiter und Dozent am Psychologischen Institut der Uni­ver­sität Zürich. Bis 2022 Inhaber und Leiter eines Lehrinsti­tuts (Weiterbildung in Psychologie für Nicht­psychologen), Spin-off der Universität Zürich.

Wohnt in Weinfelden TG.

UNZEITGEMÄSSE LIEBESROMANE?     

     

Wie jeder Autor habe ich ein Thema, das mir am Herzen liegt. Meines ist zeitlos, erfolgt aber, wie es scheint, zur Unzeit. Literarisch über Liebesbeziehungen zu schreiben, ist unzeitgemäß, ganz besonders dann, wenn sie zu einem Happy End führen. Die oft gehörte Forderung, Autoren hätten heutzutage die Pflicht, in erster Linie über aktuelle gesellschaftliche Probleme zu schreiben, Misstände aufzuzeigen, den Blick auf schwere Einzelschicksale zu lenken, erfüllen meine Romane nicht. Nicht, weil ich die Forderung für grundsätzlich inadäquat finden würde, sondern weil es schon eine unüberschaubare Zahl von Autoren gibt, die das tut, und ich nicht weiß, was ich hier Neues und Einzigartiges hinzufügen könnte. Nicht zuletzt aber auch nicht, weil es in solchen Romanen kaum Platz für Humor hat. Und an dem liegt mir viel.

  

Ich beschäftige mich bewusst mit dem klassischen Genre Liebesroman und erfülle ebenso bewusst die Grundforderung dieses Genre, dass am Ende der Geschichte zwingend ein Happy End stehen muss. Aber ich möchte dieses im wahrsten Sinn des Wortes zeitlose Thema nicht der in gewaltiger Zahl publizierten Trivialliteratur überlassen, sondern mit einem literarischen Anspruch behandeln. Nach Peter von Matt ist hierbei das überzeugende Happy End eine besondere und hoch zu würdigende Kunst. Wenn es mir also gelingt, dass meine Leser bis zum Schluss sich nicht vorstellen können, dass die Sache noch gut ausgehen wird - obwohl sie es doch schon wissen! - , dann ist dies die Kunstfertigkeit, die ich anstrebe.

EIN LIEBESROMAN ALS ENTWICKLUNGSROMAN

         

Gründe dafür, dass Liebesbeziehungen scheitern, gibt es naturgemäß viele. Eine Hauptkategorie bildet aber zweifellos die Unfähigkeit eines oder beider Protagonisten zu Empathie und Selbsteinsicht - in all ihren Abstufungen und Schattierungen. Vielen Menschen fällt es schwer - oder sie finden es unnötig -, sich in ihren Partner zu versetzen, in dessen Welt, Sichtweisen, Wünsche, und diese grundsätzlich als gleichwertig zu den eigenen zu akzeptieren. Scheitert eine Beziehung, ist immer der Andere schuld, auch nach 'Abzug' kleinerer eigener Schuldeingeständnisse.

  

Verfügen die Protagonisten eines Romans über diese wünschenswerten Fähigkeiten gewissermaßen bereits von Haus aus, mag dies in der Realität sehr vorteilhaft sein. Aber ein solcher Roman ist langweilig. Niemand will hunderte Seiten lang Zeuge sein, wie schön und gut es das Paar miteinander hat. Interessante Liebesromane leben von Konflikten. Die Protagonisten sollen vielmehr gehörig leiden und auf schmerzhafte Weise lernen müssen, ihre Konflikte ernsthaft anzugehen, um schließlich mit dem besagten Happy End belohnt zu werden. Ein solcher Liebesroman trägt damit automatisch die Kennzeichen eines Entwicklungsromans, was ihn von der Trivialliteratur unterscheidet.

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